Wasserwirtschaftliche Problematik in der IFGE Oder

 

 

Die Internationale Flussgebietseinheit Oder zeichnet sich durch ein großes Spektrum der wasserwirtschaftlichen Problematik aus. Hier treten alle wichtigsten wasserwirtschaftlichen Probleme auf, z.B.:

 

  • Trinkwasserversorgung der Bevölkerung
  • Brauchwasserversorgung der Industrie und Landwirtschaft
  • Schutz der Wasserressourcen
  • Abwasserbehandlung
  • Hochwasserschutz
  • Schifffahrt
  • Nutzung der Wasserenergie
  • Nutzung der Gewässer zu Unterhaltungszwecken
  • Fischerei.

 

Diese Verschiedenartigkeit hängt einmal von den natürlichen Gegebenheiten, zum anderen von dem Umfang, der Form und Intensität der menschlichen Tätigkeiten auf diesem Gebiet ab.

 

Hydrologische und geographische Charakteristik


Die Oder ist einer der größten Flüsse im Einzugsgebiet der Ostsee. Die Oder entspringt auf dem Gebiet der Tschechischen Republik, im Odergebirge, in einer Höhe von 634 m ü. NN. Ihre Gesamtlänge beträgt 854,3 km, wovon 742 km sich auf dem Gebiet der Republik Polen befinden. Auf einem Abschnitt von 179 km bildet die Oder die Staatsgrenze zwischen der Republik Polen und Bundesrepublik Deutschland.

 

Die Fläche des Einzugsgebietes erreicht 122 512 km², davon 107 279 km² (88 %) auf dem Gebiet der Republik Polen, 7 246 km² (6 %) auf dem Gebiet der Tschechischen Republik und 7 987 km² (6 %) auf dem Gebiet Deutschlands.

 

Der durchschnittliche langjährige Abfluss des Einzugsgebietes beträgt 17,1* 109 m³.

 

Das Odereinzugsgebiet begrenzen im Süden die Felsenmassive des Riesengebirges (Schneekoppe 1610 m ü. NN), Altvatergebirges (Altvater 1491 m ü. NN) und der Mährisch-Schlesischen Beskiden (Kahlberg 1323 m ö. NN). Im Norden geht das Gebiet in eine ausgedehnte Tiefebene des Einzugsgebietes des größten Oder Zuflusses, der Warthe, und des Einzugsgebietes der Unteren Oder über.

 

In den Berggebieten erreichen die größten durchschnittlichen Jahresniederschläge 1400 mm und in den Flachgebieten lediglich ca. 300 mm.

 

Die Flüsse, die das Wasser aus den Berggebieten ableiten, zeichnen sich durch große Abflussschwankungen aus; das Verhältnis des Niedrigwasserabflusses zu dem Hochwasserabfluss (NQ : HQ) beträgt sogar 1:2000. Diese Flüsse sind relativ kurz und haben ein großes Gefälle, und unter Berücksichtigung der großen Niederschläge verursachen sie die Hochwassergefahr.

 

Schutzgebiete


In dem Oder-Einzugsgebiet befinden sich viele wertvolle, naturnahe Gebiete, die geschützt werden sollen. Hier gibt es 7 Nationalparks: Karkonoski Park Narodowy (PN), PN Gór Stołowych, Wielkopolski PN, Drawieński PN, PN Ujście Warty und Woliński PN in Polen sowie der Nationalpark Unteres Odertal in Deutschland. Außerdem sind im Oder-Einzugsgebiet Landschaftsschutzparks, Naturschutzgebiete sowie andere Formen des Naturschutzes zu finden.

 

Rohstoffe


Zu den wertvollsten und weit verbreiteten Rohstoffen gehört im Odereinzugsgebiet Steinkohle, die vor allem in den oberschlesischen Niederungen auf polnischem und tschechischem Gebiet gefördert wird, sowie in kleinerem Maße in der Nähe von Wałbrzych. Eine große Bedeutung hat auch die Gewinnung der Braunkohle im Wartheeinzugsgebiet sowie der Buntmetalle, insbesondere Kupfer, im mittleren Teil des Odereinzugsgebietes.

 

Gewässergüte


Den negativen Einfluss auf die Gewässergüte im oberen Teil des Odereinzugsgebietes hat das Oberschlesische Steinkohlenbecken. Bedingt durch diese grundlegende Rohstoffquelle kam es auf diesem relativ kleinen Gebiet zu einer gewaltigen Industrieentwicklung, vor allem des Hüttenwesens, der Energiewirtschaft, der chemischen Industrie und des Maschinenbaues. Dies zog die Bevölkerungssteigerung nach sich, was mit der Entwicklung der weiteren Industriezweige, d.h. Lebensmittel-, Verarbeitungs- und Leichtindustrie, verbunden war. Auf diese Weise entstand ein großes Industrieballungsgebiet mit einem sehr großen Bedarf an Wasser zu Trink- und Haushaltszwecken, das eine große Menge von stark verunreinigtem Abwasser produzierte. In diesem Zusammenhang begann man, wasserwirtschaftliche Objekte, wie z.B. Staubecken, Wasserbetriebe, Wasserleitungs- und Wasserversorgungssystem sowie Kläranlagen zu bauen. Im Vergleich zu anderen ähnlichen Ballungsgebieten ist die Lage in diesem Gebiet insofern außergewöhnlich, dass sich dieses Ballungsgebiet im oberen, fast Quellgebiet der Oder befindet und damit auf die flussabwärts gelegenen Einzugsgebietsteile negativ auswirkt.

 

Hochwasserschutz


Die relativ dichte Bebauung (Siedlungen und Industrieobjekte) ist einer großen Hochwassergefahr ausgesetzt, seitens der Oder selbst sowie seitens der Zuflüsse. Das letzte große Hochwasser an der Oder im Juli 1997 verursachte einen Gesamtschaden in Höhe von 3,5 Mrd. EURO. Um den Hochwasserschutz zu verbessern, wurden in der Vergangenheit die Flüsse reguliert, es wurden Deiche, Umflutkanäle sowie Retentionsbecken gebaut. Nach dem Hochwasser 1997 wird dieses Hochwasserschutz-System durch zusätzliche, nicht nur wasserwirtschaftliche Maßnahmen ständig ausgebaut und ergänzt.

 

Schifffahrt


Wirtschaftlich bedeutend ist die Oder-Wasserstrasse, die Breslau mit Gleiwitz verbindet. Es wurden hier 24 Staustufen gebaut. Weiter stromabwärts ist die Oder ein freifließender Fluss, der die Schifffahrt bis nach Stettin sowie die Schiffsverbindung mit Berlin ermöglicht. Durch den Kanal Bydgoski, der die Netze mit der Weichsel verbindet, wurde eine Schiffsverbindung zwischen dem Oder- und dem Weichsel-Einzugsgebiet erstellt.