Die Oder, wie ihr sie nicht kennt - Amphibien und Reptilien

Amphibien und Reptilien
Die Oder, wie ihr sie nicht kennt

Wroc³aw 2015


Herausgeber:
Internationale Kommission zum Schutz
der Oder gegen Verunreinigung

 

Broschure_Amphibien_Reptilien.pdf1,85 MB 2015.08.06

 

 

Liebe Naturliebhaber, liebe Kinder,
 

wir übergeben Euch die Broschüre „Amphibien und Reptilien”, die von der Internationalen Kommission zum Schutz der Oder (IKSO) vorbereitet wurde. Wir sind eine internationale Organisation, die in der Republik Polen, der Tschechischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland tätig ist und sich mit dem Gewässerschutz befasst. Gemeinsam kümmern wir uns darum, dass die Flüsse und Seen sauber sind und nicht nur ihren Bewohnern, sondern auch den Menschen dienen. In dieser Ausgabe möchten wir Euch einige Amphibien- und Reptilien-Arten, die an der Oder leben, samt ihrer Gewohnheiten und Verhaltensweisen näher bringen.
 

Schaut Euch die Texte und Bilder in dieser Broschüre an, die bereits die vierte aus der von uns geplanten Serie zur Flora und Fauna im Einzugsbereich der Oder ist – „Die Oder, wie ihr sie nicht kennt”.


Wir wünschen allen viel Spaß beim Lesen
IKSO

 

 

Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis)                            REPTILIEN


Foto: Tomasz £ukasiewicz

 

Schildkröten erschienen auf der Erde vor etwa 200 Millionen Jahren. Ihre Langlebigkeit verdanken sie ihrem Panzer aus Hornschild, der sie vor Feinden schützt. Im Einzugsgebiet der Oder kommt die Europäische Sumpfschildkröte vor. Sie bevorzugt flache Gewässer mit dicht bewachsenen Ufern und schlammigem Boden. Die meiste Zeit ihres Lebens verbringt sie im Wasser. Sie kommt nur an Land, um ihre Eier zu legen oder sich in der Sonne aufzuwärmen. Sie atmet Luft mit Hilfe ihrer Lungen ein, darum kann sie höchstens eine Stunde unter Wasser bleiben. Sie hat einen gut ausgeprägten Geruchssinn und ein gutes Sehvermögen, dafür kann sie überhaupt nicht hören. In der freien Wildbahn ist sie nur schwer anzutreffen, da sie scheu ist und im Verborgenen lebt. Man erkennt sie an den gelben Flecken auf dem Panzer als auch auf der Haut. Ihre Opfer sind kleine, im Wasser lebende Tiere. Sie isst aber auch gerne Aas. Da sie keine Zähne hat, greift sie ihre Beute mit den Kiefern an und zerreißt sie mit ihren Krallen. Sie gehört zu den wechselwarmen Tieren, die überwintern, indem sie sich auf dem Grund des Gewässers im Schlamm eingraben. Da immer mehr Feuchtgebiete trocken gelegt und bewirtschaftet werden, verschwindet der natürliche Lebensraum der Sumpfschildkröte, und sie selbst ist vom Aussterben bedroht.
 

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Einzugsgebiet - Fläche, aus der ein Fluss mit Wasser versorgt wird
 

wechselwarme Tiere - Tiere, bei denen die Körpertemperatur von der Umgebungstemperatur abhängig ist

 

 

 


Zauneidechse (Lacerta agilis)                            REPTILIEN

Foto: Rajmund Kawik

 

Die Zauneidechse hat einen großen Kopf, ein rundes Gesicht und einen langen Schwanz. Ihr ganzer Körper ist mit Schuppen bedeckt. Dank ihrer kräftigen Beine mit scharfen Krallen kann sie sich an Land schnell und geschickt fortbewegen. In ihrem Aussehen erinnert sie an ihre Vorfahren, die Dinosaurier, sie wird jedoch nur bis zu 25 cm lang. Im Gegensatz zur europäischen Sumpfschildkröte ist sie im Einzugsgebiet der Oder häufig anzutreffen. Man kann sie an trockenen und sonnigen Stellen finden: auf der Wiese, im Garten oder im Kiefernwald. Ihre Körpertemperatur hängt von der Temperatur der Umgebung ab. Morgens wärmt sich die Zauneidechse in der Sonne auf. Nachdem sie genügend Energie getankt hat, macht sie sich auf die Jagd. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Spinnen, Käfern, Fliegen, Heuschrecken, Schmetterlingen, Schnecken und Regenwürmern. Zauneidechsen sind eierlegend. In der Paarungszeit sind Männchen und Weibchen leicht zu unterscheiden. Das Weibchen bleibt grau, während das Männchen saftig grün wird. Die Zauneidechse verbringt ihr ganzes Leben im Bereich eines sehr kleinen Territoriums. Bei Gefahr versteckt sie sich in den Höhlen von Nagetieren, zwischen Steinen oder Wurzeln. Gegen Angreifer kann sie sich auf überraschende Weise verteidigen, indem sie plötzlich ihren Schwanz als Beute abwirft, mit der sich der Angreifer zufrieden gibt. Mit der Zeit wächst dieser Schwanz teilweise nach.
 

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eierlegende Tiere - Tiere, bei denen die Entwicklung der befruchteten Eier außerhalb des Körpers des Weibchens stattfindet

 

 

 


Ringelnatter (Natrix natrix)                            REPTILIEN

Foto: Konrad Kulawik

 

Die Ringelnatter ist leicht an den zwei gelben Flecken auf dem Hinterkopf zu erkennen. Die Färbung variiert von bräunlich, grau, olivgrün, sogar bis schwarz. Ihr ca. 100 cm langer Körper ist mit kleinen, rauen Schuppen bedeckt. Die Ringelnatter häutet sich mehrfach im Laufe des Jahres. Sie ernährt sich hauptsächlich von Fröschen, die sie mit ihrem weit geöffneten Maul schnappt und im Ganzen hinunterschluckt. Sie kann hervorragend schwimmen und tauchen, weshalb sie manchmal auch Wasserschlange genannt wird. Sie ist am dicht bewachsenen Ufer eines Flusses, Sees oder Teichs anzutreffen. Manchmal taucht sie auch in Gärten auf. Aber man muss keine Angst vor ihr haben, sie ist völlig harmlos. Bei Gefahr nutzt sie ihre „schauspielerischen Fähigkeiten”. Sie kann einen Angriff vortäuschen, indem sie gefährlich zischt und den Kopf wie eine Kobra hebt. Eventuell versucht sie, den Gegner zu erschrecken, indem sie plötzlich Nahrung hervorwürgt oder eine stinkende Substanz aus ihren Afterdrüsen absondert. Wenn das alles nicht hilft, stellt sie sich tot. Die Eier der Ringelnatter sind weich und kugelförmig. Das Weibchen legt sie an feuchten Stellen ab, die reich an pflanzlichen Überresten sind (Kompost, tierischer Dünger, faulender Laubhaufen). Sie nutzt den Faulungsprozess von Pflanzen, bei dem Eigenwärme produziert wird, die eine Entwicklung der Eier ermöglicht. Eine Gefahr für Ringelnattern sind Pflanzenschutzmittel, insbesondere Herbizide, die in ihrem Lebensraum verwendet werden, aber auch die Verunreinigung von Gewässern und Wäldern.
 

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Herbizide - Pflanzengifte, Chemikalien, die zur Bekämpfung von Unkraut beim Anbau von Pflanzen dienen

 

 

 


Europäischer Laubfrosch (Hyla arborea)                            AMPHIBIEN

Foto: Krzysztof Kluger

 

Der Europäische Laubfrosch ist wärmeliebend und sonnt sich meistens auf Zweigen und Blättern von Sträuchern und Bäumen. Besonders gern hält er sich auf Haselnusssträuchern, Himbeer- und Brombeergebüschen auf. Die Form seines Körpers erinnert an ein Blatt, deshalb ist er in der freien Natur kaum wahrzunehmen. Gewöhnlich ist er grasgrün, obwohl er wie ein Chamäleon seine Farben wechseln kann. Er kann sich innerhalb von 20 Minuten von hellgelb zu fast schwarz verwandeln, was abhängig von der Umgebung, den äußeren Gegebenheiten und sogar von der Feuchtigkeit ist. Seine perfekte Tarnung und das starke Gift, das von seinen Hautdrüsen produziert wird, schützen ihn vor Angreifern. Seine langen Hinterbeine ermöglichen es ihm, sehr weit zu springen, während die Finger- und Zehenspitzen mit Haftscheiben ausgestattet sind, mit denen er sich selbst bei starkem Wind an Blättern festhalten kann. Er jagt gewöhnlich kleine Insekten und Spinnen. Beim Angriff schießt aus seinem Maul die Zunge hervor, die mit einer klebrigen Flüssigkeit bedeckt ist, an der das Opfer kleben bleibt. Im Gegensatz zu anderen Fröschen haben sie einen charakteristischen Ruf, der an eine laute Rassel erinnert. Der Europäische Laubfrosch ist vom Aussterben bedroht, darum wird empfohlen, seine Fortpflanzungsräume wie kleine mit Schilf zugewachsene Gewässer zu schützen.
 

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Haftscheiben - weiche, kissenförmige Gebilde, die an den Finger- und Zehenspitzen mancher Amphibien auftreten, die es ihnen erleichtern, sich auf glatten und sogar auf steilen Flächen zu halten

 

 

 


Rotbauchunke (Bombina bombina)                            AMPHIBIEN

Foto: £ukasz Siudziñski

 

Die Färbung des Rückens der Rotbauchunke ist unauffällig, meistens graubraun oder olivfarben. Mit den Warzen auf ihrem Rücken erinnert sie an Schlammklumpen oder eine saure Gurke. In diesen Warzen befindet sich ein Gift, das zur unangenehmen Überraschung für jeden wird, der versucht, sie zu fressen oder zu fangen. Eine unruhig gewordene Rotbauchunke dreht sich auf den Rücken und erstarrt, wobei ihr greller Bauch mit roten Flecken zum Vorschein kommt. Diese Farben sollen dem Angreifer signalisieren, dass sie giftig ist. Die meiste Zeit ihres Lebens verbringt sie im Wasser. Als wärmeliebende Amphibie bewohnt sie flache Gewässer, in denen das Wasser schnell warm wird. Am besten fühlt sie sich in Wassertemperaturen von 17 bis 25°C. Sie ernährt sich praktisch von allen kleinen Tieren, die sie herunterschlucken kann. Im Frühjahr beginnt sie mit der Paarung. Die Männchen locken die Weibchen mit einem weit vernehmlichen Rufen an, das auch aus einigen Kilometern Entfernung zu hören ist. Wenn sie diese Laute erzeugen, blasen sie ihren ganzen Körper auf, wodurch sie wie schwimmende Ballons aussehen. Als Tierart, die für die Natur sehr wertvoll ist, wurde die Rotbauchunke in das Programm Natura 2000 aufgenommen. Gegenwärtig wird empfohlen, neue Gewässer anzulegen und den Lebensraum von Rotbauchunken unter Naturschutz zu stellen.
 

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Natura 2000 - Netzwerk von Schutzgebieten, die eingerichtet worden sind, um wertvolle Gebiete der Natur sowie Pflanzen- und Tierarten, die europaweit vom Aussterben bedroht sind, zu schützen

 

 

 


Kreuzotter (Vipera berus)                            REPTILIEN

Foto: Krzysztof Kluger

 

Die Kreuzotter ist an dem dunklen Zickzackmuster, dem sog. Kainsmal, zu erkennen, das den Rücken und den herzförmigen Kopf schmückt. Dank der großen farbigen Vielfalt kann sie sich leicht in ihrer Umgebung tarnen. Sie wärmt sich gerne in der Sonne auf. Man findet sie auf Wiesen, in Sümpfen, Torfmooren oder in Wäldern. Da sie für den Menschen lästige Nagetiere frisst, ist sie sehr nützlich. Das Auge der Kreuzotter hat eine charakteristische vertikale Pupille, durch die sie sich von anderen Schlangen unterscheidet und die ihr ein feindseliges Aussehen verleiht. Der Körper ist massiv und mit kleinen Schuppen bedeckt. Das Reptil bewegt sich schwerfällig fort, dafür greift es blitzartig an. Die elastische Verbindung des Ober- und Unterkiefers ermöglicht es der Kreuzotter, Beute herunterzuschlucken, die deutlich größer als ihr Kopf ist. Sie ist giftig und hat im Oberkiefer zwei Giftzähne, die an Spritzen erinnern. Nachdem sie diese in den Körper des Opfers hineingebissen hat, tritt das Gift aus, welches das Nervensystem lähmt. Das tote Opfer verschluckt sie im Ganzen. Charakteristisch für die Kreuzotter ist ihre gespaltene Zunge, die chemische Substanzen aus der Luft empfängt, also „Gerüche schmeckt”. Mit diesem Wahrnehmungssinn kann sie sich leicht im Gelände orientieren und den Geruch eines Feindes oder einer Beute spüren. Um sich vor dem Angriff einer Kreuzotter zu schützen, sollte man sie nicht reizen, sondern sie ruhig ziehen lassen.
 

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Pupillee - Öffnung, die den Licht infall in das Augeninnere reguliert

 

 

 


Blindschleiche (Anguis fragilis)                            REPTILIEN

Foto: £ukasz Siudziñski

 

Die Blindschleiche ist eine beinlose Echse, deren Verteidigungsstrategie darauf beruht, dass ihr Aussehen einer Schlange ähnelt. Sie unterscheidet sich von einer Schlange durch ihr rundes Maul, den fehlenden Hals und die beweglichen Augenlider. Bei Gefahr wirft sie ihren Schwanz ab, wie es auch andere Eidechsen machen. Sie wird nicht länger als 50 cm. Die gesamte Körperoberfläche ist mit kleinen ovalen Schuppen bedeckt. Die Färbung ist wechselhaft, von braun über aschgrau bis hinzu türkis. Die Blindschleiche liebt feuchtes und dunkles Gelände. Sie lebt im Verborgenen. Während des Tages versteckt sie sich unter Moos oder Blättern. Bei Dämmerung und Nacht wird sie aktiv und beginnt dann zu jagen. Für uns ist sie nützlich, da sie gerne Schnecken verspeist, die im Gemüse und in Gartenblumen hausen. Ihre scharfen, nach hinten gebogenen Zähne sind extra daran angepasst, Beute dieser Art zu greifen. Sie verfolgt ihre Opfer, indem sie, ähnlich wie Schlangen, Gerüche mit der Zunge wahrnimmt. Da sie kein Gift hat, muss sie ihre Beute fassen und sofort herunterschlucken. Sie bewegt sich langsam und unbeholfen fort, so wird sie oft selbst zum Opfer von Raubvögeln, Füchsen, Dachsen und Igeln. Im Winter sucht sie Unterschlupf in Höhlen, Laubhaufen bzw. in morschen Baumstümpfen. Sie ist ovovivipar (ei-lebendgebärend). Sobald die kleinen Blindschleichen aus dem Ei schlüpfen, sind sie selbständig und in der Lage, Nahrung zu erbeuten.
 

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ovovivipare (ei-lebendgebärende) Tiere - Tiere, bei denen die Entwicklung der befruchteten Eier im Körper des Weibchens stattfindet; die Jungen zerreißen die Eihülle unmittelbar vor der „Geburt” bzw. nachdem die Eier gelegt worden sind

 

 

 


Moorfrosch (Rana arvalis)                            AMPHIBIEN

Foto: £ukasz Siudziñski

 

Der Moorfrosch gehört zu den Braunfröschen, und seine Oberseite ist hell- bis dunkelbraun, meistens mit dunklen Flecken. An ihren Hinterbeinen mit Schwimmhäuten treten auch Querstreifen auf. Die Haut ist dünn, feucht und glatt. Dieser kleine Lurch wird maximal 8 cm groß. Er lebt in Wäldern, feuchten Wiesen und Torfmooren. Sein Lebenszyklus umfasst drei Etappen: Winterstarre, Paarungszeit und aktive Zeit. Die Winterstarre dauert 6 Monate, der Moorfrosch versteckt sich dann unter Laub-, Streuhaufen oder in Höhlen. Im April beginnt die Paarungszeit. Dabei nehmen die Männchen die für diese Art so charakteristische Blaufärbung an. Auf der Suche nach Weibchen durchschwimmen sie aktiv das Gewässer, welches dann wie eine wellenschlagende blaue Wiese aussieht. Das Weibchen legt Laich in Form von kugelförmigen Päckchen ab. Die Befruchtung erfolgt äußerlich. Aus den Eiern entwickeln sich braune Kaulquappen, die sich innerhalb von drei Monaten in erwachsene Frösche verwandeln. Der Moorfrosch ist außerordentlich scheu. Zur Fortpflanzung wählt er ruhige Gewässer, die entweder im Wald liegen oder vom Ufer durch einen breiten Schilfstreifen getrennt sind. Schilf bildet eine Wärme- und Schutzbarriere gegen Angreifer. Nach Beendigung der Paarungszeit beginnt die aktive Zeit. Dann lebt der Moorfrosch überwiegend auf dem Land, jagt Wirbellose oder wärmt sich in der Sonne.
 

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Laich - Amphibieneier, die in einer gallertartigen Hülle im Wasser abgelegt werden
 

äußere Befruchtung - Befruchtung außerhalb des Körpers des Weibchens (meist im Wasser)

 

 

 


Erdkröte (Bufo bufo)                            AMPHIBIEN

Foto: Mateusz Sowiñski

 

Die Erdkröte lebt in unmittelbarer Nähe des Menschen und ist ein guter Schädlingsbekämpfer im Garten. Ihr fallen Insekten und deren Larven zum Opfer, auch Nacktschnecken verachtet sie nicht. Als typische auf dem Land lebende Amphibie geht sie nur in der Fortpflanzungszeit ins Wasser. Tagsüber versteckt sie sich und nach Einbruch der Dämmerung geht sie auf die Jagd. Dank ihres guten räumlichen Orientierungssinns findet sie immer wieder in ihr Versteck zurück. Da sie groß und schwerfällig ist, springt sie nicht, sondern kriecht langsam. Der Rücken der Erdkröte ist rau, mit zahlreichen Warzen bedeckt. Am Hinterkopf befinden sich Giftdrüsen. Gegen ihr Gift ist die Ringelnatter immun, die sie im Ganzen herunterschlucken kann. Die Erdkröte hat dagegen einen Verteidigungsmechanismus ausgebildet, und zwar bläst sie ihren Körper so auf, dass die Ringelnatter sie nicht herunterschlucken kann und sie ausspucken muss. Ein gefährlicher Parasit für die Erdkröte ist die Krötengoldfliege, die ihre Eier in den Nasenlöchern bzw. auf der Haut der Kröte ablegt. Ihre Larven fressen schrittweise den Körper des Wirtstiers auf, womit sie dessen Tod herbeiführen. Ebenso sind für die Erdkröten Wanderungen zur Fortpflanzung gefährlich. Dann kommen sie massenweise unter den Rädern von Autos ums Leben. Es ist günstig, ökologische Korridore zu schaffen, die eine sichere Amphibienwanderung und die Kontaktaufnahme zwischen Tieren verschiedener Populationen ermöglichen.
 

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ökologischer Korridor - Bepflanzter Streifen,der es ermöglicht, dass sich Pflanzen und Tiere zwischen voneinander getrennten Lebensräumen hin und her bewegen können
 

Population - Gruppe von Individuen der gleichen Art, die ein bestimmtes Gebiet bewohnt

 

 

 


Teichmolch (Lissotriton vulgaris)                            AMPHIBIEN

Foto: £ukasz Siudziñski

 

Der Teichmolch ist ein Vertreter der Schwanzlurche, mit einem schmalen und stromlinienförmigen Körper. Weil er so klein und unauffällig gefärbt ist und vor allem nachts lebt, ist er in seinem natürlichen Lebensraum nur schwer zu sehen. Er ist eine weit verbreitete Art und passt sich leicht an die Bedingungen der Umgebung an. Er bevorzugt feuchte Wiesen und Torfmoore sowie trockenere Heiden und Wälder. Als synanthropes Tier hält er sich gerne in der Nähe von menschlichen Siedlungen auf. Anfang März erwacht er aus dem Winterschlaf, sobald die Temperatur auf mehr als 60°C steigt, und beginnt anschließend mit der Paarungszeit. Um dem Weibchen zu gefallen, nimmt das Männchen eine intensive Färbung an und führt einen komplizierten „Balztanz” auf. In seiner Wassertracht entwickelt es einen bis zu 10 mm hohen, gewellten Kamm, der über den ganzen Rücken bis zum Schwanzende verläuft. Das Weibchen legt einzeln ca. 200 Eier, die es in Blätter von Wasserpflanzen einwickelt, um sie vor Feinden zu schützen. Nach Beendigung der Paarungszeit gehen die Teichmolche an Land, auf dem sie sich sehr langsam fortbewegen. Sie sind nicht in der Lage, Angreifern zu entkommen. Ihre einzige Verteidigung sind dann ihre Giftdrüsen in der Haut, die bittere Sekrete mit stark fauligem Geruch ausscheiden. Die Teichmolche ernähren sich von Wirbellosen und kleinen Amphibien.
 

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synanthrope Art - Tier- bzw. Pflanzenart, die sich an ein Leben in der unmittelbaren Nähe des Menschen angepasst hat


Letzte Änderung: 2015.08.06